Efeu - Fluch und Segen oder wie ich ein Dach retten möchte das mit der Kletterpflanze überrankt war
von Josef Beermann
Immergrün und ab einem gewissen Alter auch eine reichhaltige Nahrungsquelle für unsere liebsten Garten-Mitbewohner, die Vögel. Efeu ist durchaus nützlich und schön. Doch wenn es an die Substanz von Bauwerken geht hört der Spaß auf. Wie ich mir vornahm ein Dach von Efeu zu befreien und vom Irrtum, dies ließe sich so einfach bewerkstelligen.
27 Jahre hatte der Efeu Zeit, das Dach des alten Taubenstalls zu erobern.
Und das hat er getan. Und wundervoll sah sie aus, die Efeu-Krone. Immergrün, sodass auch im Winter eine angenehm warme Atmosphäre vorherrschte. Allerdings hatten sich die Wurzeln bereits durch das Dach hindurch gearbeitet und nun ging es darum das Gebäude entweder aufzugeben oder dem Überwuchern ein Ende zu setzen und das Dach wieder zu richten.
Da man Stau-Raum gerade im Winter gut gebrauchen kann, war die Entscheidung schnell getroffen, zugunsten des Dachs, gegen den Efeu.
Also rauf auf die Leiter und schnipp, schnapp die ersten Triebe entfernt. Tja, der Anblick des Wurzelteppichs, der sich da auftat verwandelte die anfängliche Motivation allerdings in blankes Entsetzen. Dem war alleine und ohne schweres Gerät nicht so einfach beizukommen. Kurzerhand habe ich also einen Freund angerufen, von dem ich weiß, dass er sich nicht so leicht verschrecken lässt. Und er kam dann auch, ohne mit der Wimper zu zucken. Auch wenn ihn der Anblick der teils arm dicken Wurzeln auch erstaunte, brachten wir gemeinsam den nötigen Ehrgeiz auf, das Projekt anzugehen und das Dach zu retten.
Reserve-Dachziegel hatten wir, aber würde das reichen
Mein Schwiegervater hatte seiner Zeit genug Ziegel des passenden Typs gesammelt und eingelagert. Ich denke er wusste was da auf die zukommen würde, die sich trauen würden das Dach freizulegen. Wir hatten aber, je mehr Wurzelwerk zu Tage kam, so unsere Zweifel, ob das Dach mit den vorhandenen Materialien zu retten sei. So legten wir Meter für Meter frei, mit Sägen, großen Astscheren, Brechstange. Zu unserem Erstaunen ließen sich große Bereiche "einfach" abschälen, die Dachziegel darunter waren noch in Ordnung. Das machte uns Hoffnung. Ein feiner Teppich aus kleinen Wurzeln war unter den großen, dicken Wurzeln. Er haftete zwar sehr an den Ziegeln, das ließ sich aber mit dem entsprechenden Engagement ändern.
Zwei Tage, schwere Arme und einen gefüllten Container später
Es war wirklich nicht abzusehen, wie viel Grünschnitt diese Aktion mit sich bringen würde. Eine Fahrt zum kostenlosen Grünschnitt-Container der Stadt würde da nicht reichen. Also musste ein großer Container ran. Den haben wir dann auch komplett gefüllt. Ein Wahnsinn, wenn man bedenkt, das wir erst nur einen 1m³ Behältnis geplant hatten. Insgesamt haben wir etwa 20 Ziegel ausgetauscht, oder anstatt der Fenster eingebaut, die den Wurzelwahnsinn nicht überlebt hatten.
Und das Dach war fertig wieder hergestellt, so sah es zumindest aus. Im Nachhinein (es sind jetzt jetzt zwei Jahre vergangen), musste ich hier und da noch einmal nachbessern. Doch insgesamt hat alles super geklappt und das Ergebnis konnte sich sehen lassen, dafür das nicht ein neues Teil gebraucht wurde.
Für die gefiederten Bewohner des Gartens ging eine wertvolle Nahrungsquelle verloren
Da die Efeu-Krone im Winter voll mit Früchten war bot sie den Vögeln auch bei eisigen Temperaturen eine zuverlässige Nahrungsquelle. Jeden Abend sammelten sich zahlreiche Vögel um zu snacken. Nachdem wir jetzt aber diese Möglichkeit genommen hatten fühlte ich mich schon etwas schuldig. Ich denke auch unzählige Insekten wurden Ihrer Heimat beraubt. Als Ausgleich habe ich zumindest ein Futterhäuschen aufgestellt und ein Insektenhotel gebaut. Das ist zwar kein Vergleich, gab mir aber ein gutes Gefühl. Beides wurde ganz gut angenommen, dazu aber mehr in einem anderen Artikel.